Podcast "Auf den Tag genau"

Der Podcast mit täglich einer Zeitungsnachricht aus der Welt vor hundert Jahren

Aus dem Kiez in die Welt, von der Oper in den Boxring – mit täglich einer Zeitungsnachricht aus der Hauptstadtpresse heute vor 100 Jahren tauchen wir ein in die Fragen und Debatten, die das Berlin von 1920 bewegten. Halte dich informiert und bleib auf dem Laufenden über eine Welt, die uns heute doch manchmal näher ist, als man meinen möchte.
Mit Dank an Andreas Hildebrandt und Anne Schott.

Podcast-Episoden

Sendepause

Was bisher geschah, und: Dank an Euch alle!

Ihr lieben Hörerinnen und Hörer von Auf den Tag genau, Ihr hört die vorerst letzte Folge unseres Podcasts. Leider konnten wir den täglichen Produktionsrhythmus nicht aufrechterhalten. Wir blicken mit dem ganzen erweiterten Team und den Unterstützer*innen aber auf eine tolle Zeit der Zeitungslektüre zurück. 50 Monate lang, täglich eine Folge! Lediglich für den Ostermontag 1920 haben wir keine Folge aufgezeichnet. Insgesamt hat unser Audio-Mosaik der Weimarer Republik aktuell 1530 Folgen und ebenso viele Anmoderationen, Frank und Rosa haben jeweils also ca. 760 Artikel eingelesen. Wir dürften gut 204 Stunden Audiomaterial produziert haben. In den Abbindern von über 1000 Folgen habe ich mich auf die Suche nach der neuen Variante eines Mitmach- oder Spendenaufrufs gemacht – womit wir bei den Danksagungen wären. Wir danken Rosa und Frank für ihre jahrelange Begeisterung für Auf den Tag genau. Mit ihren Stimmen haben Sie den Podcast zu dem gemacht, was er ist. Wir danken Meike, Stefan, Delilah, Thomas, Steffen, Zoe, Martin, Andreas, Stephanie, Toby, Cristina, Ralf, Sabine und Jutta. Ohne Euch hätten wir die Berge an Transkriptionen von teilweise schlecht gedruckten Zeitungsseiten nicht bewältigen können. Ihr wart klasse. Ganz besonderer Dank gilt Merle, die in ihrer Freizeit sehr schön und erfolgreich unseren Insagram-Account kreiert und bespielt hat. Last but not least danken wir Euch Unterstützer*innen, die die Webseite, den Podcasthoster und den Email-Account finanzierten. Euch allen herzlichen Dank und natürlich: Allen Hörer*innen, vielen Dank für Eure Treue! Wir schauen immer noch, ob wir nicht Wege finden, die Produktion in der nächsten Zeit wieder aufzunehmen. Sobald es was Spruchreifes gibt, erfahrt ihr es auf diesem Kanal. Sollte aber jemand von Euch über einen potentiellen Kooperationspartner stolpern, meldet Euch. Unser Email-Account aufdentaggenau@posteo.de bleibt aktiv. Und damit verabschieden wir uns in die Pause. Und ich sage zum ersten Mal nach 4 Jahren nicht „Bis morgen!“, sondern „Bis Bald“

Erschienen: 01.03.2024
Dauer: 00:02:45

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Folge 1531: Sprechstunde beim Rundfunkarzt

29. Februar 1924

Willkommen bei der vorerst letzten Folge von Auf den Tag genau. Mit dem rasant zunehmenden Erfolg des „Unterhaltungs“-Rundfunks in den 20er Jahren, war zum ersten Mal ein komplexes technisches Gerät notwendig, um an diesem werdenden Massenmedium teilzuhaben. Benötigte man für die Rezeption einer Zeitung die Kulturtechnik des Lesens, so war man fürs Radio-Hören von einem funktionierenden Empfänger abhängig. Wo gab es Hilfe bei defekten Geräten? Wo gab es Antworten auf Fragen rund um die Positionierung der Antenne? Nicht unähnlich von heutigen Reparatur-Cafés hielt ein Techniker im Berlin des Jahres 1924 kostenfrei Sprechstunden, in denen er geduldig Fragen beantwortete und Geräte reparierte – und von diesem „Rundfunkarzt“ berichtete die Vossische Zeitung vom 29. Februar. Paula Rosa Leu hat ihn für uns besucht. Einen „Podcastarzt“ müsst ihr nicht aufsuchen, wenn es ab morgen zunächst keine weiteren Folgen Auf den Tag genau gibt. Es liegt nicht an Euren Geräten, es liegt daran, dass wir eine Pause machen. Wir verabschieden uns also vom Jahr 1924, von Euch, danken für Eure Treue und freuen uns auf ein Wiederhören.

Erschienen: 29.02.2024
Dauer: 00:07:59

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Hitler vor den Richtern

28. Februar 1924

Auch nach dem gescheiterten Putsch in München vom 9. November 1923 wurde Adolf Hitler von weiten Teilen der deutschen Öffentlichkeit noch immer eher als Lachnummer, denn als ernsthafte Gefahr für die Republik angesehen. Arno Voigt, der Beobachter der Berliner Volks-Zeitung, der für diese am 28. Februar 1924 vom Hitler-Prozess aus München berichtete, war diesbezüglich deutlich hellsichtiger. Nicht nur erkannte er, dass es sich bei Hitlers erstem Auftritt vor den Richtern dem Gestus nach um keine Verteidigungsrede, sondern einen vierstündigen Angriff auf die Grundfesten der Verfassung handelte. Er ahnte auch, welche Gefahr von dem Fanatismus dieses Mannes und seiner Fähigkeit, mit diesem ansteckend zu wirken, ausgehen würde. Es liest Frank Riede.

Erschienen: 28.02.2024
Dauer: 00:08:25

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Zum Beginn des Hitler-Prozesses

27. Februar 1924

Am 26. Februar 1924 war es soweit: Vor dem bayerischen Volksgericht beim Landgericht München I begann der Hochverratsprozess gegen Adolf Hitler, Erich Ludendorff und acht Mitangeklagte wegen des versuchten Staatsstreiches gegen die Republik vom 9. November des vergangenen Jahres. Nicht angeklagt wurden der bayerische Generalstaatskommissar Gustav von Kahr, der Landeskommandant der Reichswehr in Bayern Otto von Lossow und der Chef der Bayerischen Landespolizei Hans von Seißer, die in die Putschpläne ursprünglich eingeweiht, in dessen Verlauf jedoch abgesprungen waren. Ihre Rolle war es jedoch, die an den ersten Prozesstagen im Mittelpunkt der Verhandlungen stand; wobei die überforderten oder unwilligen Laienrichter es zuließen, dass Hitler und seine Mitstreiter diese „Zeugen“ teilweise von der Anklagebank aus selbst in der Art von Anklägern verhörten. Der Gerichtsreport des Berliner Tageblattes vom 27. Februar konzentriert sich dabei vornehmlich auf die Aussagen des Angeklagten Friedrich Weber, der sich als Leiter eines Freiwilligenkorps am Hitlerputsch beteiligt hatte. Es liest Frank Riede.

Erschienen: 27.02.2024
Dauer: 00:07:41

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Im Zuge auf die Zugspitze?

26. Februar 1924

Die Idee, eine Bahn auf die Zugspitze hinauf zu bauen, bestand seit dem Ende des 19. Jahrhunderts und scheiterte wiederholt an mangelnder Finanzierung und/oder mangelnder Zustimmung seitens der Politik. Auch Anfang des Jahres 1924 gab es neue Bemühungen die Geldmittel für ein solches Bauvorhaben zusammenzutragen – der Verfasser des Artikels aus dem 8-Uhr-Abendblatt vom 26. Februar war sich aber ganz sicher, dass auch dieser Versuch scheitern würde, was er schon im Untertitel „Projekte, die immer wieder scheitern“ zu erkennen gab. Tatsächlich sollte allerdings auf österreichischer Seite noch im selben Jahr mit dem Bau einer Seilbahn begonnen werden, die als Tiroler Zugspitzbahn 1926 fertiggestellt wurde. Die erste Bahn von bayerischer Seite aus wurde 1930 eröffnet. Paula Rosa Leu gibt uns also Einblick in die komplizierten technischen und finanziellen Fragen rund um eine Bahnfahrt zur Zugspitze - wenngleich das große Thema an diesem Tag in allen Zeitungen der Beginn des Hitler-Ludendorff-Prozesses war. Da wir in den kommenden zwei Tagen von diesem berichten werden, holen wir heute noch frische Luft in den Alpen.

Erschienen: 26.02.2024
Dauer: 00:09:58

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Noch einmal nach Italien

25. Februar 1924

Von den Kimbern und Teutonen über Johann Wolfgang von Goethe und Johann Gottfried Seume bis zu Andreas Brehme und Lina Magull hat Italien auf Deutsche von jeher eine magische Anziehungskraft ausgeübt. Auf den Tag genau ist diesbezüglich nie eine Ausnahme gewesen, sondern in zahlreichen Folgen immer wieder über den Brenner an den Gardasee, nach Rom und bis nach Sizilien gereist. Auch heute begeben wir uns noch einmal auf Grand Tour und folgen der Germania, der Parteizeitung des Zentrum, vom 25. Februar 1924 durch die Toskana Richtung Ewige Stadt. Angesichts der politischen Ausrichtung des Blattes überrascht es nicht, dass die Pilgerreise im Vatikan endet; eher schon, wie wenig kritisch die Aufmärsche des italienischen Faschismus in dem Artikel betrachtet werden. Autor war der Kunsthistoriker Oscar Gehrig, der nach dem Zweiten Weltkrieg kurzzeitig Leiter der Karlsruher Kunstakademie werden sollte. Florenz, Siena, Rom und ihre Kulturschätze besichtigt für uns Paula Rosa Leu.

Erschienen: 25.02.2024
Dauer: 00:12:28

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Das neue Prag

24. Februar 1924

Erst kürzlich waren wir mit der Vossischen Zeitung und ihrer Artikel-Serie „Das Gesicht der großen Stadt“ in Wien. Und mit der Ausgabe vom 24. Februar reisen wir heute ca. 250 Kilometer in nordwestlicher Richtung weiter und werfen einen Blick auf Prag. Wer aber jetzt eine Betrachtung über das gotische oder das barocke Prag oder gar eine Aufzählung der Sehenswürdigkeiten erwartet, wird enttäuscht werden. Die „Goldene Stadt“ war 1918 zu der Hauptstadt eines selbständigen Staates geworden und stand vor der enormen Herausforderung, Behörden unterzubringen, Infrastruktur auszubauen und den zwangsläufigen Bevölkerungswachstum zu ermöglichen. Doch dies ist nicht der einzige Inhalt des Berichtes von Wilhelm Neumann, er betrachtet auch die symbolische Umwandlung der Kapitale: Die etwa auf Straßenschildern stattfindende „Entösterreichisierung“. Frank Riede war für Auf den Tag genau auf einen Abstecher in Prag.

Erschienen: 24.02.2024
Dauer: 00:10:58

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Eine Winterfahrt im Freiballon

23. Februar 1924

Hugo von Abercron gilt als einer der berühmtesten Vertreter der deutschen Freiballonfahrt. Sohn eines dänisch-deutschen Adelsgeschlechts absolvierte er eine hochdekorierte Militärkarriere, während der er sich vor allem bei den Kämpfen um Verdun im Ersten Weltkrieg auszeichnete. Im Oktober 1899 hatte man ihn zum Luftschiffer-Bataillon in Berlin Lichterfelde abkommandiert – und fortan wuchs in ihm die Begeisterung für die Ballonfahrt. Bereits 1900 begann er als Freiballonführer aufzusteigen und hielt mit über 500 Fahrten Ende der 20er Jahre den Rekord an Aufstiegen. Bei allem Respekt für den Pioniergeist, darf nicht unerwähnt bleiben, dass er 1932 in die NSDAP eintrat und während der Diktatur verschiedene Positionen inne hatte, etwa als Leiter des Instituts für volkstümliche Naturkunde URANIA in Berlin. Am 23. Februar 1924 berichtete im Berliner Lokal-Anzeiger ein Kurt von Scheven von seinem winterlichen Freiballonflug mit Hugo von Abercron. Paula Rosa Leu hat sich auch ganz furchtlos in den Ballonkorb begeben.

Erschienen: 23.02.2024
Dauer: 00:05:54

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Wie Alfred Kerr fast verprügelt wurde

22. Februar 1924

Alfred Kerr war im Berlin der Zwischenkriegszeit der wahrscheinlich prominenteste deutsche Theaterkritiker und entsprechend häufig auch schon als Autor hier im Podcast zu Gast. Heute tritt er hingegen in eher ungewohnter Rolle auf, nämlich als vorgesehenes Opfer eines tätlichen Angriffs, der nur deshalb nicht nur Ausführung kam, weil der dafür bezahlte Schläger Kerr den Auftrag lieber meldete, der den Zusammenhang so jedenfalls in einer Presseerklärung an die überraschte Öffentlichkeit brachte und damit ein gewaltiges Rauschen im Blätterwald lostrat. Man würde aus dem historischen Rückblick vielleicht politische Motive hinter diesem Plan vermuten. Die Spuren weisen vielmehr jedoch ins private Umfeld von Kerr, will heißen: zu seinem eigenen (übrigens zwei Jahre jüngeren) Schwiegervater Robert Weismann, der in Berlin übrigens auch kein Unbekannter war. Wer die Story gerafft erzählt bekommen möchte, googele nach einem Interview, das Alfreds Tochter/Weismanns Enkelin Judith Kerr 2007 dem Spiegel gab. Den eher etwas verworrenen zeitgenössischen Text aus dem Vorwärts vom 22. Februar 1924 liest hier Frank Riede.

Erschienen: 22.02.2024
Dauer: 00:05:56

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Käthe Kruse über Puppen und Reisen

21. Februar 1924

Die berühmte Puppenmacherin Käthe Kruse – das ist heute weithin gar nicht mehr bekannt – war ursprünglich Schauspielerin, die in jungen Jahren u.a. am Berliner Lessingtheater engagiert war. Ihre charakteristischen, weil so lebensechten, heute teilweise zu horrenden Sammlerpreisen gehandelten Puppen begann sie ursprünglich nebenbei für ihre eigenen Kinder zu bauen. Eher zufällig kam es 1910 zu einer Ausstellung im Warenhaus Tietz, die ein solcher Erfolg war, dass die Kruse daraufhin eine eigene Werkstatt in Bad Kösen an der Saale bezog und dort begann, ihre Puppen zu kommerziellen Zwecken in Handarbeit herzustellen. In ihrem „Brief an eine ausländische Freundin“ aus dem Berliner Tageblatt vom 21. Februar 1924 erfahren wir nicht nur, was für Käthe Kruse eine kindgerechte Puppe ausmachte. Sie schildert uns dort auch Eindrücke von einer Reise in verschiedene europäische Länder, die sie kurz zuvor, offenbar erstmals seit dem Weltkrieg wieder, unternommen hatte. Es liest Paula Rosa Leu.

Erschienen: 21.02.2024
Dauer: 00:11:58

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